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März 26, 2020 5 min lesen. 8 Kommentare

Es ist der 30.1.20, die Nachrichten bringen, dass das Corona-Virus sich in Italien als erstes europäisches Land massiv ausbreitete und erste Opfer zu beklagen sind.

Ich machte mir als Unternehmerin eines Mode- und Produktions-Betriebs aus Rothenburg große Sorgen und suchte schnelle Lösungen zur Prävention.

Ich habe das Glück, sehr kreative Mitarbeiterinnen zu haben, so bat ich Ildiko an unserem „kreativen Freitag“ für uns Stoffmasken als Vorsichtsmaßnahme zu nähen.

Ildiko beim Nähen

Bald hatte sie den ersten Prototypen fertig, ergänzt mit der Idee unserer Technikerin Irmi innen in die Maske ein Bändchen einzunähen, um das ein Taschentuch oder Kompresse eingelegt wird, die man dann regelmäßig wechseln muss.

Unsere ersten Prototypen – die Nasen-Mund Maske entstehen

Die ersten Stoffmasken

Die Wochen gingen dahin, wir räumten unsere AnRa Läden um und unsere eigene Frühlingskollektion aus Naturstoffenhielt Einzug.

So schön war es in unseren Geschäften, die ersten Sonnenstrahlen wärmten unsere Gemüter, ich war so verliebt in unsere neuen Prinzesskleider im Stil der 60iger Jahre, dass ich es kaum erwarten konnte, dieses hübsche Prinzess-Kleid „Tina“ zu tragen.

AnRa’s schöne Kleiderkollektion

Prinzesskleid, AnRa Frühjahrsmode

… doch alles kam anders, wir mussten auf Anordnung der Regierung unsere Geschäfte mitten in der Altstadt von Rothenburg Mitte März schließen.

Alle meinen Mitarbeiterinnen gingen in den Zwangsurlaub, um Resturlaub oder Überstunden zu nehmen … was für eine beklemmende Stimmung. Wo soll das enden?

Alle nötigen Anträge für Hilfestellungen habe ich bei den Behörden gestellt, den Vermietern, unserer Haus-Bank und Lieferanten sprach ich, um unsere Verpflichtungen und Ausgaben zu minimieren.

Erste Gedanken kamen auf, mit der Frage, was tue ich mit der „gewonnenen“ Zeit ?

Doch so richtig zum Nachdenken kam ich nicht, als ich als am Sonntag einen Aufruf unserer neu gegründeten Rothenburg-Gruppe von Chris Martens las, dass sich alle hilfebedürftigen Bürger von Rothenburg dort melden können, wenn Sie Hilfe oder Ähnliches benötigen.

Soziale Medien wie Facebook und Instagram helfen uns zu verbinden

Ab diesem Moment ging alles rasend schnell. Wie kann ich helfen, dachte ich, welchen Beitrag kann ich leisten, da fielen mir meine Masken ein, die uns Ildiko im Januar genäht hatte.

Ich schrieb am Samstag einen Post in die Helfergruppe, dass wir von AnRa Mode allen ehrenamtlichen Rothenburger Helfern/innen eine Stoffmaske schenken, die in dieser Situation anderen Menschen helfen und diese Arbeit anerkennen möchten.

Post auf der Rothenburgrt Facebookgruppe uGain

Es dauerte nicht lange, bis sich die ersten Helfer meldeten und mir über den Messenger ihre eigene Geschichte, wie sie helfen berichteten. Mein Handy klingelte und piepte unaufhörlich, es kamen so viele Nachrichten und Anrufe rein.

Es meldeten sich ca. 20 Helfer, auch erste Anfragen ob wir Stoff-Masken nähen können, wurde erfragt.

Mein Kopf brummte, zügig hielt ich mir meine Stoffvorräte vor Augen, in der Hoffnung noch genügend Stoffe und Gummibänder am Lager zu haben.

Es war alles da, um mit der Arbeit beginnen zu können.

Noch am Sonntag machte ich erste Waschproben mit den Masken, um festzustellen, ob sie der 90 Grad Wäsche stand halten würden; und sie taten es mit Ausnahme minimaler Einläufe im Stoff.

Der Sonntag war gelaufen, mein Mann spürte meine abwesenden Gedanken, die immer um das eine Thema herum kreisten: Soll ich mit einer Masken-Produktion beginnen ? Ich googelte dann auch noch die medizinischen Standards, die ich nicht erfülle, mit einer nichtzertifizierten Maske, das war mir klar, doch die Menschen interessierte es nicht, als ich sie darauf aufmerksam machte.

Auf Facebook las ich immer mal wieder Kommentare, „die nützt eh nichts“ bei dem neuen Corona-Virus, doch ich überlegte mir, warum und wann ich eine tragen würde.

Zum einen fasse ich mir mit meinen Händen nicht ins Gesicht, stecke niemanden mit meinen eigenen Bakterien an und kann bei Husten ggf. mal in die Maske husten und niesen.

Ich erinnerte mich auch daran, dass schon in den Jahren davor unsere asiatischen Gäste aus Respekt anderen gegenüber bei Erkältung eine Maske trugen.

Anett mit Maske

Am Montag Morgen wachte ich auf, mein Facebook Messenger und mein E-Mail-Postfach waren voller Anfragen von Menschen aus Pflegeberufen, Erzieher, Hebammen, Privatpersonen, Rothenburger Firmen, die alle nach Hilfe suchten … und das alles kam durch mein kleines Spendenangebot auf Facebook, es veränderte unsere Situation von 0 auf 100!

Nun gab es keinen Weg zurück, ich rief meine Mitarbeiter aus dem Urlaub zurück und wir packten es gemeinsam an. So haben wir am Montag den 23.3. erste Muster genäht in 4 verschiedenen Größen, haben sie selber getestet, um die perfekte Maskengröße für Kleinkinder, Kinder, Damen und Herren zu finden.

Mitarbeiter beim Maskennähen

Meine Mitarbeiter tüftelten an unserem eigenen Muster und entschieden uns für das Modell mit inliegender, auswechselbarer Kompresse.

Wir überlegten uns die Arbeitsschritte, wie wir in Akkordarbeit die Unmenge der Auftragsanfragen ab arbeiten werden. Heute am Dienstag ging es nun los, alle Mitarbeiter kamen zurück und stellten sich motiviert den neuen Herausforderungen, es war ein schönes Wir-Gefühl zu spüren.

Es macht uns Freude, Menschen glücklich zu machen

Zwischendurch klopfte es immer wieder an unsere Glastüre am Eingang des Geschäftes. Rothenburger Rentner und Freunde baten uns um eine Maske, die Apotheken gaben ihnen den Tipp und waren glücklich darüber überhaupt eine zu bekommen,denn momentan ist nirgends eine Mund- Nasen Maske zu kaufen.

Auch kamen MTAs, Krankenschwestern, die alle im Helferberuf arbeiteten und waren froh eine fröhliche bunte Maske erwerben zu können.

Auch die Helfer kamen vorbei und freuten sich über unser Masken-Geschenk, wir bekamen immer wieder Schokolade als Dankeschön von ihnen geschenkt.

Viele von Ihnen brachten uns Gummilitzen als kleine Spende für unsere Masken mit. Dieses hatte ich zuvor auch auf Facebook angefragt, ob jemand im Nähkästchen Gummibänder für unsere Masken übrig hat. Ihr seht ja auf dem Bild, was alles so zusammen gekommen ist. Es ist toll, dass die sozialen Medien uns die Möglichkeit geben, uns zu stärken, gegenseitig zu helfen und zusammenzuhalten.

Gespendete Gummibänder für Masken

Fotoshooting bei AnRa

Am Abend kamen dann unser hübsches Modell Julia Windrich zu uns ins hauseigene Fotostudio, um für für die ersten Damen-Masken zu modeln. Später stellte sich noch mein lieber Mann Manfred zu Verfügung, um die Herrenmasken zu präsentieren. Alle Stoffmasken, werden wir in Kürze online auf unseren Shop www.anramode und auf Avocardostore online stellen, damit jedermann Zugang zu unseren farbenfrohen Masken bekommen kann. Die Masken kosten pro Stück 10 €, für Kinder 5 €.

Zwei fertige Masken

Das gesamte AnRa Team hilft mit

Um die große Anfragen-Flut von Behörden, Arztpraxen, Unternehmen, Schulen, der Stadt Rothenburg und vielen einzelnen Privatpersonen bewältigen zu können, habe ich mir überlegt, dass wir mit unseren Verkäuferinnen einen Nähführerschein absolvieren, damit sie dem Schneiderteam gut zuarbeiten können. Solch einen Nähführerschein-Kurs gibt es bei AnRa seit über 2,5 Jahren.

Meine liebe Mitarbeiterin Martina ist die beste Lehrerin, die man sich nur wünschen kann. Mit viel Ruhe, Geduld und Kompetenz vermittelte Sie Ihr Wissen als Schneidermeisterin.

Nähkurs

Wir unterstützen das Klinikum Dritter Order, die Kinderklinik in München

Weit über 200 Kindern aus Rothenburg und Umgebung, konnten ihre ersten Näherfahrungen bei uns im AnRa Kreativ Cafe sammeln.

Nun waren am Mittwoch die Verkäuferinnen an der Reihe, denn bereits einen Tag später nähten Uschi, Brigitte und Felizitas und Zahedeh ihre ersten Kinder-Stoffmasken aus lustigen Stoffmotiven.

Über 50 Masken spendeten wir an die Kinder im Klinikum Dritter Orden in München und hoffen, dass sie zum guten Einsatz kommen werden.

Das war unsere kleine eigene Geschichte, beginnend mit einer Traurigkeit und Ratlosigkeit, über die Situation mit dem Corona-Virus und der konsequenten Ladenschließung. Die Befürchtung, das erste Mal seit unserer 13-jährigen Firmengeschichte Kurzarbeit zu beantragen und die Sorgen meine Firma zu verlieren bewahrheitete sich der Spruch: … und denkst du es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her … und so war es auch. Nun hoffen wir, dass wir uns mit Ihren Aufträgen die Kurzarbeit abwenden können.

Von 0 auf 100 veränderte sich alles !

Durch die kleine nette Geste einer Spende sind wir wieder zu Arbeit gekommen.

Es fasziniert mich und zeigt, dass das Leben immer wieder voller Überraschungen und Wunder ist. Und daran glaube ich, dass wir alle gemeinsam an dieser Erfahrung wachsen werden, alle etwas langsamer unser Leben genießen sollten, immer füreinander da sind, ob mit oder ohne einer Stoff-Maske,

so machen wir alle das Beste daraus.

Das AnRa-Team

Wir sagen gemeinsam Danke, das AnRa Team und Anett Utz

Liebe Grüße,
Eure Anett von AnRa Mode.

8 Antworten

Annett
Annett

Oktober 20, 2020

Hallo , vielen Dank für die tollen Masken. Die Passform und das Material sind super. Sie tragen sich gut in der Freizeit, habe in meinem Beruf als Physiotherapeutin medizinische Masken, da sind eure eine gute Alternative.

ZPFX
ZPFX

Oktober 20, 2020

Tolle Sache. Lobenswert, dass auch ein 90 Grad Waschtest gemacht wurde.

Martina Schärfenberg
Martina Schärfenberg

Oktober 20, 2020

Hallo, unser Arbeitgeber, die VR-Bank Mittelfranken West in Rothenburg, hat uns diese Woche mit Euren Masken ausgestattet. Das ist toll, was Ihr auf die Beine gestellt habt! Ich werde bei Euch auch für meine Familie noch Masken besorgen. Vielen Dank für Euer Engagement!

Regina Linse
Regina Linse

Oktober 20, 2020

Eure Masken sind wunderbar. Ich habe bereits nachbestellt. Danke für dieses Angebot, das mich als Nicht-Näherin rettet. Auch der Mailkontakt war äußerst freundlich. Schade, dass ich die Bewertung für meine Masken nicht abgeben konnte. Ich hätte euch gerne gelobt, aber der Link funktionierte leider nicht.

Maike Voß
Maike Voß

April 04, 2020

Ich freue mich sehr auf meine bestellten Masken und danke euch. Mein Mann und ich kämpfen vor Ort gegen Covid 19, wir sind beide direkt am Patienten und geben dort unser Bestes, beim Einkaufen wird es nun demnächst bunt vor unseren Gesichtern, wir tragen dann eure Masken, wer weiß schon genau, wie es weitergehen wird. Bleibt gesund!

Nicole Spilker
Nicole Spilker

April 04, 2020

Hallo Ihr fleißigen AnRas, ich bin beim Stöbern im Internet (Suchbegriff “Stoffmaske”) auf Euch gestoßen, und Ihr wart mir auf Anhieb sympathisch! Freue mich auf meine zwei farbenfrohen Masken und grüße herzlich aus Niedersachsen. Bleibt gesund & munter!

Sylvia Engelmann
Sylvia Engelmann

März 28, 2020

Hallo….ich bin so hin und weg …finde daß war oder ist eine ssooo mega super Idee…weiter so 😉✊🍀🍀🍀

Ursula Thomé
Ursula Thomé

März 28, 2020

Eine tolle Geschichte, zeigt, dass diese Zeit auch etwas Gutes bewirken kann: Wir ändern uns, unsere Pläne, Zeit für Neues❣️❣️❣️

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